Kontaktlose Energieübertragung – Induktiv kann nicht wireless

Die derzeit populären Techniken für Wireless Power haben viele Limitierungen. So erlauben sie eher minimale Abstände zwischen Sender und Empfänger, die außerdem genau aufeinander ausgerichtet sein müssen. Ein neues Verfahren kennt diese und weitere Nachteile der Wireless-Power-Techniken nicht.

Wireless Power Transfer (WPT) ist die Übertragung von elektrischer Energie aus einer Energiequelle zu einer elek­trischen Last über eine gewisse Distanz ohne die Verwendung von Kabeln und Kontakten. Die kontaktlose Energieübertragung ist in den Fällen vorteilhaft, in denen eine Verwendung von Verbindungskabel unbequem, gefährlich oder unmöglich ist. Bei der kontaktlosen Datenübertragung, z.B. bei NFC, können Distanzen von ca. 10 cm überbrückt werden.

Auch bei der kontaktlosen Energieübertragung sollte die mögliche Distanz zwischen Sender und Empfänger groß genug sein, um gewisse Freiheitsgrade bei der Appli­kation zu erlangen. Denn für eine sinnvolle Applikation sind Übertragungs­distanzen notwendig, die sich nicht wie bei der induktiven Kopplung im mm-Bereich bewegen, sondern mindestens 4–6 cm bei hohem Wirkungsgrad zulassen. Parameter, wie Wirkungsgrad in Abhängigkeit der Distanz, flexible Positionierung von Sender und Empfänger, Störanfälligkeit der Übertragung durch Fremdkörper, Störabstrahlung der Felder, biologische Auswirkung der übertragenen Energie und letztendlich Größe und Masse der Komponenten für Sender und Empfänger sind wesentliche Parameter des WPT.

Vergleich verschiedener klassischer WPT-Verfahren

Die häufigste Form der kontaktlosen Energieübertragung ist die direkte ma­­gnetische Induktion, die häufig durch die „resonante“ magnetische Induktion erweitert wird. Andere, weniger verbreitete Methoden sind die Übertragung von Energie mittels elektromagnetischer Wellen, wie Mikrowellen oder Licht, bei der die Energie in Form eines Laserstrahls übertragen wird.

Die letzteren beiden Verfahren ermöglichen die Übertragung von Energie über weitere Strecken, sind jedoch in der Energie­umsetzung, in der Systemtechnik und auch hinsichtlich sicherheitstechnischer Belange als kritisch zu betrachten. Ihre Realisierung ist in der Praxis relativ schwer und nur in Ausnahmefällen in bestimmten Applikationen sinnvoll. Im Folgenden werden deshalb nur die Übertragungsverfahren mit induktiver Kopplung und resonanter (induktiver) Kopplung betrachtet.

WPT auf Basis induktiver Kopplung

Dieses Verfahren beruht auf der Energieübertragung zwischen zwei Spulen durch magnetische Felder. Bei dieser Technik sollte jedoch der Abstand zwischen den zwei Spulen sehr gering sein; typische Werte sind hier im mm-Bereich. Die beste Demonstration dafür, wie die gegenseitige Induktion funk­tioniert, ist der Transformator, bei dem es keine galvanische Verbindung zwischen Primär- und Sekundärspulen gibt. Die Energieübertragung entsteht aufgrund der elektromagnetischen Kopplung zwischen den beiden Spulen (Bild 1).

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Bild 1. Energieübertragung per elektromagnetischer Kopplung zwischen zwei galvanisch getrennten Spulen (Prinzip des Trafos).

Induktiv gekoppelte Spulen können im verlustlosen Fall bei sinusförmiger Anregung durch die Transformator­gleichungen beschrieben werden. Aus den Gleichungen ergibt sich, dass einer der wichtigsten Parameter bei diesem System der Kopplungsfaktor ist. Dieser Kopplungsfaktor ist abhängig vom Abstand und von der Orientierung der Sende- und der Empfangsspule. Ist der Kopplungsfaktor groß (max. 1), dann ist auch die Energieübertragung hoch.

Wegen der räumlichen Trennung der Spulen in WPT-Systemen ist der Betrag des Kopplungsfaktors in der Praxis jedoch deutlich kleiner als 1, typ. klei­ner 0,1. Unter diesen Bedingungen muss zur Energieübertragung einer Wirkleistung eine vielfach höhere Scheinleistung in das System eingespeist werden. Auch wenn die Scheinleistungsaufnahme im Allgemeinen durch die Wahl des Lastwiderstandes entsprechend verringert werden kann, steigt sie doch bei kleinem Kopplungsfaktor stark an.

Dies führt dazu, dass zur Übertragung einer definierten Ausgangsleistung die speisende Quelle neben einer Wirkleistung auch eine zusätzliche, mit sinkendem Kopplungsfaktor steigende, Blindleistung liefern muss. Diese verursacht Verluste an dem Innenwiderstand der Quelle, hat aber auch zur Folge, dass die Quelle größer dimensioniert werden muss. Außerdem wird bei einem System zur kontaktlosen Energieübertragung in der Praxis der Lastwiderstand weder reell, noch konstant sein. Mit der Eingangsschein-leistung steigt der Blindanteil des Eingangsstroms stark an.

Dies führt bei einer verlustbehafteten Übertragung dazu, dass die Spannungen an den unvermeidlichen Verlustwiderständen ansteigen. Demnach wird es mit sinkendem Kopplungsfaktor immer schwieriger eine Leistung mit ausreichend hohem Wirkungsgrad zu übertragen. Diese Einschränkungen haben zur Folge, dass die Energieübertragung mit induktiv gekoppelten Spulen ohne zusätzliche Maßnahmen nur bei großen reaktiven Kopplungsfaktoren sinnvoll ist. Um diese Schwierigkeiten zu reduzieren, wird durch eine zusätz­liche Beschaltung am Eingang und am Ausgang des Übertragungssystems mit Kondensatoren versucht, Resonanz zu erreichen, um die störenden Induktivitäten zu kompensieren.

Verfahren mit resonanter (induktiver) Kopplung

Im induktiv gekoppelten kontaktlosen Energieübertragungssystem ohne Resonanz wurde deutlich, dass bei kleinen Kopplungsfaktoren ein Großteil der eingespeisten Energie am Ausgang nicht zur Verfügung steht. Die Energie zwischen einer Sender- und Empfängerspule wird induktiv nur im Nahbereich sinnvoll übertragen. Induktiv gekoppelte Systeme erfordern, dass die Spulen nahe beieinander und zueinander ausgerichtet sind; normalerweise stehen Sender und Empfänger nahezu in direktem Kontakt.

Durch Resonanz (Bild 2) wird erreicht, dass auch bei kleinen Kopplungsfaktoren keine Blindleistung aus der Quelle entnommen wird. So wird auch eine Energieübertragung mit kleinen Kopplungsfaktoren, d.h. auch über größere Distanzen möglich. In Resonanz betrieben ist keine so sorgfältige Ausrichtung der Sender- und Empfängerspulen erforderlich und eine Distanz von bis zu 40 mm ist möglich.

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Bild 2. Erfolgt die Energieübertragung mit elektromagnetischer Kopplung bei der Resonanzfrequenz (Kopplung zweier Schwingkreise), lässt sich die Scheinleistungsaufnahme auf der Senderseite deutlich reduzieren.

In der Praxis sind auch resonant betriebene Energieübertragungssysteme durch parasitäre Impedanzen verlustbehaftet und eine zusätzliche Regelung der Ausgangsspannung ist unumgänglich. Deshalb sind die handelsüblichen kontaktlosen Energieübertragungssysteme mit Regelschleifen versehen, die durch eine zusätzliche kontaktlose Datenübertragung vom Empfänger zum Sender die Sendefrequenz und ggf. Resonanzkreisparameter nachregeln.

Die Auswirkungen von Objekten, wie Metallgegenständen und des menschlichen Körpers sind relativ hoch. Dieser Einfluss ist bei resonant arbeitenden Energieübertragungssystemen erst ab einem Abstand zwischen der Empfängerspule und dem Objekt von typ. 0,5 m vernachlässigbar, wobei die Übertragungsfrequenz und die Spulengröße hier entscheidende Parameter sind. So gibt es bei dieser Methode potenzielle Probleme, wenn sich in der Nähe des Senders ein metallisches Objekt befindet, da die Schwingkreisverstimmung einen erheblichen Leistungsabfall in der Übertragung bewirkt.

Ein weiterer Nachteil ist die starke Erwärmung von metallischen Gegenständen, die sich im Energiekanal befinden. Diese Eigenschaft stellt ein nicht unerheb­liches Gefahrenpotenzial dar. Die elektromagnetischen Felder können bei der induktiven Energieübertragung ziemlich stark sein und die menschliche Sicherheit muss berücksichtigt werden. Die Exposition gegenüber elek­tromagnetischer Strahlung kann Anlass zur Sorge geben und es besteht auch die Möglichkeit, dass die vom Sender erzeugten Felder z.B. tragbare oder implantierte medizinische Geräte stören könnten. Weiterhin wird es mit sinkendem Kopplungsfaktor, den zu berücksichtigenden Verlusten und Toleranzen der Komponenten zunehmend schwieriger, Energie mit vertretbarem Aufwand und Wirkungsgrad zu übertragen.

Neues Verfahren zur kontaktlosen Energieübertragung

Eine alternative Möglichkeit, um Energie mittels strahlungsfreier, elektro­magnetischer Energie zu übertragen, basiert auf resonantem Tunneln. Tunnelnde elektromagnetischen Wellen breiten sich nicht durch die „Luft“ aus, um absorbiert oder unkontrolliert abgestrahlt zu werden. Auf Basis der konventionellen Übertragungstechnik wird durch die Erweiterung des Resonanzkreises durch die Konzentration der magnetischen Feldlinien und die Schaffung von zwei verschiedenen Medien über die Kopplung von zwei Ferriten das Funktionsprinzip der evaneszenten resonanten Wellenkopplung mit Tunneleffekt erreicht.

Funktionsprinzip der Wellenkopplung mit Tunneleffekt

Um den Tunneleffekt zu erreichen, müssen die Eigenschaften der Medien passend gestaltet werden: Die Bedingungen in beiden äußeren Medien (Ferrit), die das mittlere Medium (Luft) umfassen (siehe Bild 3), muss so sein, dass die elektromagnetische Charakteristik der einer fortschreitenden Welle genügt. Das mittlere Medium hingegen muss reale exponentielle – steigende und fallende – Wellenbedingungen ermöglichen. So dringt eine Welle vom sendenden Medium in das mittlere Medium ein, „durchdringt“ das mittlere Medium und bildet im Empfangsmedium wiederum eine Welle.

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Bild 3. Prinzip der kontaktlosen Energieübertragung mit evaneszenter resonanter Wellenkopplung mit Tunneleffekt.

Evaneszente Wellen haben Energie und sie können Energie im Nahfeld übertragen, aber der wesentliche Punkt einer evaneszenten Welle hat nichts mit Energieübertragung zu tun. In einer evaneszenten Welle breitet sich die Welle nicht als wandernde Welle in das zweite Medium aus, sodass keine Fernfeldstrahlung im zweiten Medium oder keine Energieausbreitung über große Entfernungen – im Vergleich zur Wellenlänge – von der Grenze aus erfolgt.

Eine evaneszente Welle fällt auf der anderen Seite der Grenze in ihrer Amplitude exponentiell ab. Dies ist eine Voraussetzung für die Kontinuität von elektrischen und magnetischen Feldern an der Grenze und der Maxwell-Gleichungen. Die Anforderungen schreiben vor, dass die Gleichungen nur exponentiell abnehmende Lösungen haben.

Hauptmerkmale der Übertragung mit evaneszenten Wellen

Fehlt das Empfangsmedium, findet im Sendemedium eine Totalreflexion statt und es erfolgt somit keine Abstrahlung von Energie. Deshalb werden EMV/EMF-Eigenschaften leichter erfüllt als mit herkömmlichen Wireless-Power-Systemen. Das mittlere Medium kann z.B. auch Wasser sein. Die Dämpfung durch metallene Bleche – auch MU-Metall – ist deutlich geringer als bei den herkömmlichen induktiven Übertragungsverfahren, da die Kopplung – wie oben beschrieben – nicht auf Nahfeldmagnetismus basiert.

Wenn der Sender ohne Empfänger betrieben wird, d.h. die Empfangsspule mit Ferritkern sich in genügend großer Entfernung befindet, wird keine Energie abgestrahlt, es findet eine innere totale Reflexion statt. Wenn aber die Ferritkerne von Sender und Empfänger genügend nahe zusammengebracht werden, findet ab einer gewissen Entfernung ein „Koppeln“ statt – was bedeutet, die Feldkopplung zwischen den beiden Medien ist groß genug, um die Luftbarriere zu überbrücken.

Durch den Tunneleffekt wird eine geringere Abnahme der Leistung in Abhängigkeit von der Distanz zwischen Sender und Empfänger erreicht. In diesem Energieübertragungssystem liegt die Proportionalität zwischen Leistung und Distanz im Bereich von 1/r bis 1/r1,7, bei anderen kontaktlosen Energieübertragungssystemen, mit magnetischer Kopplung ist das Verhältnis 1/r3.

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Bild 4. Das Blockschaltbild des Energieübertragungssystems mit Tunneleffekt ist vergleichbar mit anderen kontaktlosen Energieübertragungssystemen.

Das Blockschaltbild des kontaktlosen Energieübertagungssystems mit Tunneleffekt ist in Bild 4 dargestellt. Ein Signalgenerator erzeugt ein hochfrequentes Signal, das über ein Regel- und Steuersystem eine HF-Endstufe speist. Das verstärkte Signal wird der Senderspule zugeführt.

Auf der Empfangsseite wird die vom Sender übertragene Energie über die Empfängerspule, der Impedanzanpassung, einem Gleichrichter mit anschließender Spannungsregelung zugeführt. An den Ausgang des Spannungsreglers kann ein elektrischer Verbraucher angeschlossen werden. Innerhalb der Leistungsklasse kann der Empfänger jede beliebige Spannungs-/Stromkonstellation zur Verfügung stellen.

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Bild 5. Mit steigender Distanz zwischen Sender- und Empfängerspulen sinkt die maximal übertragbare Leistung. Beim von WPT-Systems entwickelten Energieübertragungssystem mit Tunneleffekt (links) lässt sich erst ab einem Mindestabstand Leistung übertragen. Mit weiter steigender Distanz nimmt die übertragbare Leistung zunächst nur wenig ab. Ein induktiv gekoppeltes Energieübertragungssystem (rechts) dagegen, kann die maximale Leistung nur über eine sehr kleine Distanz übertragen. Wird der Abstand zwischen den Spulen größer, sinkt die maximal übertragbare Leistung rapide.

Die besonderen Eigenschaften der Energieübertragung mit Tunneleffekt sind:

  • Geringe Leistungsabnahme in Abhängigkeit der Distanz zwischen Sender und Empfänger. Bild 5 zeigt den Graphen der Leistungsabnahme des von WPT-Systems entwickelten Verfahrens (links) im Vergleich zu einem typischen induktiv gekoppelten Energieübertragungssystem.
  • Hohe Toleranz gegen Versatz zwischen Sender- und Empfängerspulen. In Bild 6 sind der vertikale, der horizontale und der radiale Versatz zwischen Sender- und Empfängerspulen mit Ferritkern mit der damit verbundenen Leistungsabnahme gezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, dass auch bei hohem Versatz nur eine geringe Leistungsminderung stattfindet.

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Bild 6. Das mit dem Tunneleffekt arbeitende kontaktlose Energieübertragungssystem toleriert in einem weiten Bereich einen Versatz zwischen Sender- und Empfängerspulen.

  • Das Energieübertragungssystem bietet die Möglichkeit, mit einem Sender mehrere Empfänger parallel zu betreiben (Bild 7). Dabei ist es so, dass jeder Empfänger dem Sender die Leistung entnehmen kann, die für den Betrieb seines Verbrauchers erforderlich ist, solange die Summe der Leistungsentnahme aller Empfänger die maximal mögliche Senderleistung nicht überschreitet.

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Bild 7. Ein kontaktloses Energieübertragungssystem mit Tunneleffekt kann mehrere Empfänger versorgen. Sie Summe der von den Empfängern aufgenom­menen Leistung darf die maximale Senderleistung nicht übersteigen. Das Foto rechts zeigt einen Testaufbau mit einem 60-W-Energieübertragungssystem mit zwei Empfängern und LED-Strahlern als Last.

  • Fremdkörper jeglicher Art, auch metallische Gegenstände, können in den Übertragungskanal eingeführt werden. Metallische Objekte erhitzen sich dabei nicht. Sie nehmen also keine Energie auf, da sie nicht die Bedingung einer fortschreitenden Welle erfüllen. In Bild 8 ist der Aufbau eines kontaktlosen Energieübertragungssystems mit Tunneleffekt gezeigt, bei dem die Temperatur einer in den Energieübertragungskanal eingefügten Metallplatte gemessen wurde. Die Metallplatte zeigt keine Temperaturerhöhung.

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Bild 8. Ein metallisches Objekt, das in den Übertragungskanal eines Energieübertragungssystem mit Tunneleffekt zwischen Sender und Empfänger eingefügt wird, nimmt keine Energie auf und erwärmt sich auch nicht. Im Betrieb zeigt die Messung der Temperatur der Metallplatte zwischen Sender (rechts) und Empfänger (links) keinen Temperaturanstieg.

Applikationen der neuen kontaktlosen Übertragung

Die kontaktlose Übertragung von Energie hat zahlreiche Vorteile. Zum Beispiel macht sie fehleranfällige Steckkontakte überflüssig. Geräte können in Gehäuse eingebaut werden, die gegen das Eindringen von Feuchtigkeit geschützt sind. Zudem müssen sich die Anwender nicht mehr die Mühe machen, Kabel einzustecken. Ausgerissene Kabel und Stecker gehören der Vergangenheit an.

Die meisten Anwendungen der kontaktlosen Energieübertragung liegen gegenwärtig im Bereich des Ladens von Akkus in tragbaren Geräten kleiner Leistung. Es gibt einige wenige etablierte Standards in diesem Bereich, die eine Vereinheitlichung anstreben, die jedoch die Flexibilität der Systeme eher einschränkt. Das Vorhandensein eines Qi-Logos bedeutet beispielsweise, dass das Gerät durch das Wireless Power Consortium registriert und zertifiziert ist. Seit 2015 kann nach Qi-Standard eine Leistung bis zu 15 W übertragen werden. Es gibt jedoch viele Anwendungen, für die kein Standard notwendig ist und die eine deutlich höhere Leistung als 15 W erfordern. Hier kann ein Verfahren mit individuell optimierter Energieübertragung eingesetzt werden.

Mit dem vorgestellten kontaktlosen Energieübertragungsverfahren mit Tunneleffekt von WPT-Systems ergeben sich hinsichtlich der Anwendungsgebiete zahlreiche neue Möglichkeiten:

  • Versorgung von Produkten für me­­dizinische Langzeituntersuchungen und batteriegespeisten Implantaten.

  • Sicherheitstechnische Produkte, die durch Mauern und andere Barrieren energiegespeist werden.

  • Regelungen und Steuerungen in der Schwerindustrie, die bisher mit beweglichem Kabel versorgt werden.

  • Sensorik, Versorgung von autarken und/oder drehenden Sensorsystemen, Kameras, Motoren.

  • Bergbau oder explosionsgefährde­te Anwendungen, durch vollständig ge­-kapseltes Energieversorgungssystem.

  • Bei Transport und Verkehr, Aufladen der Akkus von Elektrofahrzeugen ohne Kabel.

Das Energieübertragungsverfahren mit Tunneleffekt erlaubt große Freiheitsgrade in der Kombination zwischen Sendern und Empfängern. Bild 9 zeigt einen Testaufbau mit einem Sende­modul (rechts) mit einer maximalen Ausgangsleistung von 150 W und mehreren Empfängern.

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Bild 9. Ein Sendemodul (rechts) von WPT-Systems mit einer maximalen Ausgangsleistung von 150 W versorgt in diesem Aufbau drei Empfänger mit elektrischer Energie.

Mehr Freiheitsgrade und mehr Sicherheit

Eine Wireless Power Transmission sollte die Übertragung über eine Distanz im Zentimeterbereich und nicht nur wenigen Millimetern ermöglichen. In der Praxis stoßen die bisher bekannten Verfahren mit induktiven oder resonanten induktiven Verfahren recht schnell an ihre technischen und mechanischen Grenzen. Ein Entwickler, der ein induktiv gekoppeltes Energieübertragungsverfahren einplant, muss sehr hohen Aufwand treiben, um unerwünschte Nebeneffekte zu beseitigen bzw. zu vermeiden – z.B. um Fremdobjekte in der Nähe des Übertragungskanals zu detektieren (Foreign Object Detection, FOD).

Das hier vorgestellte Verfahren zur kontaktlosen Übertragung von Energie mit Tunneleffekt bietet dem Entwickler mehr Freiheitsgrade, wie eine größere Distanz bis zu 30 cm und einen hohen Versatz zwischen Empfänger- und Senderspule. Das Übertragungsverfahren ist ohne großen zusätzlichen Aufwand sicher hinsichtlich seiner Abstrahlungseigenschaften und tolerant gegen äußere Einflüsse wie Fremdkörper. Eine gleichzeitige Versorgung von mehreren Empfängern ist pro­blemlos möglich.

Energiesender und -empfänger mit Tunneleffekt

Die wichtigsten Eigenschaften der Energieübertragung mit Tunneleffekt sind:

  • Wirkungsgrad größer 90 %.
  • Leistungsdichte in Bezug auf die Übertragungsfläche 45 W/cm2.
  • EMV und EMF-Anforderungen sind leicht zu erfüllen.
  • Keine Datenkommunikation für Regelung und Schutzfunktionen zwischen Sender und Empfänger nötig.
  • Betrieb mit mehreren Empfängern und einem Sender möglich.
  • Begrenzte Beeinflussung durch Gegenstände im Energiefluss.
  • Große Distanz zwischen Sender- und Empfängerspulen und Freiheitsgrade in der Ausrichtung.

Das von WPT-Systems entwickelte Konzept zur kontaktlosen Energieübertragung kombiniert ein international patentiertes Übertragungsverfahren mit modernster Elektronik auf Basis von Wide-Band-Gap-Materialien. Somit stehen Produkte und Bausteine zur Verfügung, die hinsichtlich Integrationsdichte und Übertragungseigenschaften kaum Wünsche offenlassen.

Der Autor

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Michael Zenkner von WPT-Systems

Michael Zenkner

ist Leiter des Unternehmens WPT-Systems und gibt die technische Entwicklung und Geschäftsstrategie vor. Die notwendige Erfahrung im Produktmanagement konnte er sich durch die aktive Mitwirkung an Entwicklungen von Techniken und Produkten in unterschiedlichen Unternehmen aneignen. Zenkner studiert zusätzlich Internationales Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Augsburg.

m.zenkner@wpt-systems.de

Kommentar: Wie wireless ist Wireless Power?

Eine der sicherlich zukunftsträchtigen Techniken ist die Wireless Power Transmission (WPT) – kontaktlose Energieübertragung. Gegenwärtig tummeln sich hierzu verschiedene Anbieter auf dem Markt mit Gebilden, die – wenn man genauer hinschaut – die Energie zwar galvanisch getrennt übertragen, aber durch die erforderliche minimale Distanz zwischen Sender und Empfänger und die notwendige präzise Ausrichtung wohl eher als Transformatoren mit zwei losen Wicklungen zu betrachten sind. Sie kommen lediglich ohne elektrischen Kontakt aus, was der deutsche Begriff »kontaktlose Energieübertragung« auch sehr exakt widerspiegelt.

Um von Wireless Power Transmission sprechen zu können, muss die Größe des Übertragungssystems in Relation zur übertragenen Leistung und zur Übertragungsdistanz betrachtet werden. Das von Michael Zenkner beschriebene Verfahren mit Tunneleffekt erlaubt hinsichtlich Distanz und Ausrichtung Freiheitsgrade, die Anwender auch tatsächlich mit dem Begriff »Wireless« assoziieren. Die in dem Fachbericht beschriebenen Vorteile dieses Wireless-Power-Verfahrens überzeugen und einer der meines Erachtens herausragenden Vorteile ist die fehlende Absorption von Energie in Fremdkörpern, d.h. die Tatsache, dass Fremdobjekte die übertragene Energie nicht aufnehmen. Damit steht einem vielfältigen Einsatz des neuen Energieübertragungsverfahrens nichts im Wege – es kann sogar für Geräte mit Metallgehäuse genutzt werden.

Der Autor

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Dr. Heinz Zenkner

Dr.-Ing. Heinz Zenkner

hat Elektrotechnik mit Schwerpunkt Hochfrequenztechnik studiert und im Fachbereich Hochfrequenztechnik promoviert. Er ist seit vielen Jahren öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für EMV. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen tritt Dr. Zenkner auch als Autor in einer Vielzahl von Werken zur EMV in Erscheinung. In seiner beruflichen Laufbahn hat er als Dozent an verschiedenen Universitäten gearbeitet und Seminare an der IHK geleitet. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit industrieller Elektronik, von der ersten Idee eines Produktes bis hin zur Serienproduktion. Für seinen Fachaufsatz »Der Weg zur professionellen Schaltung« wurde Dr. Zenkner 2019 von der Redaktion Elektronik als Autor des Jahres ausgezeichnet.

 

Gerne können Sie Kontakt mit uns aufnehmen, um mehr über das WPT Verfahren zu erfahren und was für einen Nutzen es für Sie haben kann. 

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